QUIET WORDS

Betrachtungen des ultimativ Weiblichen

„Na dann, Prost!“

Frauen trinken anders und sie trinken Anderes.

Nachdem sich Ihr Kolumnist an dieser Stelle unlängst mit der Beziehung von Kaffee und Frauen beschäftigte, möchte er ihrem Trinkverhalten weiter nachspüren.

Vöslauer© Rafaela Pröll für VÖSLAUER

Gleich eines vorweg : Diese Kolumne handelt nicht von Alkoholismus. Für jeden und jede von uns gilt: Ob man eine Grenze überschreitet, hängt davon ab, wo man sie zieht. Das können Sie natürlich auch auf Sexspiele hin lesen; aber ich hatte ja unlängst versprochen, mich diesbezüglich zu zügeln.

Dennoch und aller Genderforschung und dem Etablieren weiterer Geschlechter zum Trotz: Mann und Frau bleiben verschieden. Ich finde das auch gut so: Es gibt die Milf, aber nicht das Pendant dazu, den Dilf (Dads I love to fuck); und es gibt auch den Zecher, aber eben nicht die Zecherin; nicht mal für das beliebte Motiv der Absinthtrinker(innen) in der Malerei des 19. Jahrhunderts (jenes von Edgar Degas ist das beste, Google wird Sie überzeugen) wird das Wort Zecherin irgendwo benutzt. Trinker sind Männer. Hören Sie sich um: Sie können auch bei der Alkoholikerberatung anrufen, wenn Sie Hilfe brauchen -  zum Beispiel um eine Erdbeerbowle zu machen.

Es gibt Gasthäuser, die kulinarisch in der Mitte des vorigen Jahrhunderts verhaftet blieben. Hier kann man es noch finden: Ein Herrengedeck, also ein Bier und ein klarer Schnaps. Das ist verständlich, denn für Männer gilt: Lieber Himbeergeist als gar keinen Verstand. Ein Damengedeck hingegen ist softer: Piccolo-Sekt und ein Likör – Eierlikör und Baileys wird gerne genommen. Diese Zwangsabnahme eines umsatzsichernden Getränkedoppels ist in der Gastronomie inzwischen eher ein alkoholischer Anachronismus, zeigt aber sehr deutlich: Frauen haben keinen Bezug zum Bier. Bier erscheint ihnen vulgär, nicht fein, nicht wirklich vornehm. Ich kannte eine „feine Hamburgerin“, die in Bezug auf Bier sogar von „Pferdepisse“ sprach, so fein war sie dann eben doch nicht. Frauen lieben, mir völlig unverständlich, Getränke die (meist) mit ziemlicher Sicherheit zu Kopfschmerzen führen: Punsch, Glühwein, Prosecco.

Punsch und Glühwein, das gehört in die Kategorie Norwegersocken. Punsch und Glühwein, das verspricht Romantik am Kamin, ganz weiter, ausgeleierter Pullover, den Frau sich, am Boden sitzend über die Knie zieht. Da leuchten ihre Augen. Angeblich leuchten diese Augen auch an den Glühweinständen der Weihnachtsmärkte mit den leuchtenden Kinderaugen um die Wette. Ihr Kolumnist gesteht, Weihnachtsmärkte zu hassen. Erstens verschandeln sie die meist architektonisch schönsten Plätze irgendwelcher Städte. Zweitens weiß ich nicht, was daran romantisch sein soll, im Schneematsch, im Gatsch, vor Kälte bibbernd herumzustehen und etwas zu trinken, das an chemische Kampfstoffe erinnert.

Ebenso weist auch Prosecco zumeist toxische Getränkequalität auf. Ja, ich glaube, Prosecco wird ausschließlich für Frauen gekeltert: Damenrunden quietschen dann meist „Prosetschko“ voller Glück, als seien sie auf einer Sex-Toy-Verkaufsparty. Sie stoßen dann gerne (in der Piefkei) mit dem Wort „Stösschen“ an, als gäbe es weder Morgen noch Männer oder etwas anderes, dass das Leben schwer macht. Nicht alle wurden mit „Sex and the City“ sozialisiert und greifen zum Cosmopolitan als Drink. Schließlich wissen die wenigsten, dass nur eine Dreiecksbeziehung gut funktioniert: Salz, Tequila und Zitrone.

Häufig konnte ich beobachten, dass Frauen bei einem ihnen angebotenen Bier ein angewidertes Gesicht ziehen. Ihre Mundwinkel werden dabei jenen von Angela Merkel ähnlich und schließlich bestellen sie sich dann ein Glas Wein, das oft von wesentlich minderer Qualität als das verschmähte Bier ist.

Wasser! Wasser! Was Frauen allerdings lieben ist Wasser! Nicht nur, dass auf nahezu jedem Kosmetikprodukt das Zauberwort „Hydro“ draufsteht, Frauen haben offensichtlich Angst zu vertrocknen. Wie Verdurstende in der Wüste schreien sie geradezu hysterisch nach H2 O und tragen auch immer Wasserflaschen mit sich herum. Nullkommafünfundzwanzig Liter Einweg-Wasserflaschen passen in jede Kelly- oder Birkin-Bag oder Celine-Handtasche, geleert kegeln sie über Autositze und werden gerne mit einer Bedeutung herumgeschleppt, als käme Madonna in Los Angeles bei 30 Grad am Vormittag vom Joggen. Wichtig: Frauen trinken stilles Mineralwasser, als gäbe es ein lautes Mineralwasser für Männer. Warum das kühlende Nass für Frauen still sein muss - ich weiß es nicht, aber wahrscheinlich sind ihnen Männer zu geräuschvoll.

Wir danken VÖSLAUER Mineralwasser   für die Bereitstellung des Bildes!

#pascalmorche

Pascal Morché

QUIET WORDS ist die gar nicht so stille Betrachtung des ultimativ Weiblichen, eine politisch unkorrekte Kolumne, deren Verfasser die Frauen kennt, sie liebend gerne beobachtet und seine Gedanken hier exklusiv niederschreibt.

Der bekannte Journalist Pascal Morché gilt als pointierter Autor, seine Kolumnen und Kommentare in führenden Tageszeitungen und Magazinen wie FAZ, SPIEGEL, die ZEIT und FOCUS zu Themen der Gesellschaft, Mode, Kunst und Kultur sind legendär. Seine "Lesungen der besonderen Art" haben Kultstatus. Seine Bücher "365 Tage Fashion" gelten als Bibel für Fashion Victims. 
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