QUIET WORDS

Betrachtungen des ultimativ Weiblichen

Pascal Morché

QUIET WORDS ist die gar nicht so stille Betrachtung des ultimativ Weiblichen, eine politisch unkorrekte Kolumne, deren Verfasser die Frauen kennt, sie liebend gerne beobachtet und seine Gedanken hier exklusiv niederschreibt.

Der bekannte Journalist Pascal Morché gilt als pointierter Autor, seine Kolumnen und Kommentare in führenden Tageszeitungen und Magazinen wie FAZ, SPIEGEL, die ZEIT und FOCUS zu Themen der Gesellschaft, Mode, Kunst und Kultur sind legendär. Seine Bücher "365 Tage Fashion" gelten als Bibel für Fashion Victims.

Saubere Seifenoper

Endgültige Antworten auf die ewige Frage: Duschen oder Baden?

Dieses Mal soll die geneigte Leserin wieder einmal Neues aus der Männerwelt erfahren. Ihr Kolumnist widmet sich nämlich dem Thema „Duschen oder Baden?“, weil ihm seine Freundin immer Badeaccessoires - genauer gesagt Duschgels -  zum Ausprobieren schenkt. Badeessenzen enthält sie mir vor. Nun denn, ich finde auch Duschgels ganz und gar wunderbar! Überall steht „vitalisierend“ drauf, als sei ich dauerhaft todmüde. Und ja - ich dusche häufiger, als dass ich bade. Warum nur?

Nivea Men

Männer können nicht genießen und verstehen nichts vom Baden. Das ist natürlich eine böswillige Unterstellung. Was dagegen richtig ist: Laut Statistik bevorzugen Männer eher die Dusche als Frauen (74 Prozent), nur besserverdienende Männer gönnen sich lieber ein Bad, und angstgestählte Angestellte duschen häufiger als Selbstständige.

Die Sprache, zumindest die deutsche ist verräterisch : Ich „gehe“ unter die Dusche, aber ich „nehme“ ein Bad. Heilloser Aktionismus also lässt die meisten Männer die morgendliche Körperwäsche hektisch in der Duschkabine verrichten. Einmal raus aus dem Fruchtwasser, scheint beim Mann Schluß mit dem Vollbad zu sein. Schließen Sie für einen Moment die Augen und denken Sie an TV-Werbung: Richtig, sofort drängen sich Bilder eingeseifter, duschender, schaumumspülter Männer auf. In der Badewanne finden Sie Männer eigentlich nur, wenn Sie ins Kino gehen oder sich alte s/w-Filme ansehen; der badende Mann erscheint  dann meist als Komödiengag. Ich finde nun: Wannen-Wonnen sollten wir nicht allein Euch Frauen überlassen. Ein Bad wirkt geradezu meditativ auf unsere gestressten Seelen.

Badewannenfreaks müssen mehr beherrschen als mit dem Fuß den Hahn aufzudrehen , um ab und zu heißes Wasser einlaufen zu lassen. Sie sollten wissen, dass „News“, „Spiegel“ und „Profil“ die ideale Lektüre beim entspannenden Bad ist. Völlig ungeeignet sind Tageszeitungen, erst recht die großen deutschen, denn man muß sie schnell von oben nach unten lesen, weil sich das Wasser noch schneller von unten nach oben ins Papier saugt. Noch ein kleiner Tipp: Champagner in der Badewanne zu trinken, ist ein ödes Klischee. Wirklicher Genuß dagegen: ein heißes Bad (37 bis 42 Grad) und dazu ein kühles dunkles Weißbier. Das sorgt für Bettschwere! Ist nach dem Bad aber körperliche Ertüchtigung gefordert wie Sex, Abtanzen oder die klassische Disziplin „Geschäftspartner-übern-Tisch-ziehen“, so verbietet sich natürlich jeglicher Alkohol und kühlere Wassertemperaturen sind zu empfehlen.

Das Equipment, das jeder kultivierte Mann sich für seine Körperpflege aussuchen kann, ist heute schier unübersehbar. Früher gab es Waschlappen und die machten den Mann wahrhaftig zum Waschlappen. Wo immer ein solches, nicht sehr hygienisches Requisit aus fernen Jahren vor den Augen einer Frau auftaucht, sollte sie (die Frau) ihn (den Waschlappen) sofort in die Mülltonne expedieren und die Beziehung zu dem Waschlappen (dem Mann) beenden. Luffa-Bürsten und Sisal-Massagehandschuhe sind natürlich etwas anderes und regen den Kreislauf an. Aber Vorsicht: Wenn Sie, liebe, unermüdliche Kolumnen-Leserin diese Handschuhe an ihrem Mann ausprobieren - dann kann ein Bad schnell einen Sadomaso-Touch bekommen.

Die Zeiten, da man die Verschlußkappe der giftgrünen Zwei-Liter-Flasche „Fichtennadelduftschaumbad“ als Messbecher benutzte , sie sind sogar für Muttis ewigen Liebling vorbei. Der moderne Mann, der heute seine Laktoseintoleranz ebenso pflegt wie seine Vintage-Vespa benutzt Duschgels von Nivea Men und  Badeöle von St. Barth oder L'Occitane. Edle Seifen übrigens gehen ins Geld: Wer im trüben Badewasser mehrmals vergeblich nach so einem Stück Seife greift, weiß bald, wie schnell einem 30 Euro für die wunderbare „Hérmès Eau d’orange verte“ aus der Hand glitschen. Ein saudummes Gefühl.

Männer duschen und Frauen baden! Zwar gibt es unglaubliche Designer-Badewannen, die zwischen halbierten Dinosaurier-Eiern und Sarkophagen auf Löwenpranken pendeln, in der Regel aber werden diese tollen Dinger nur höchst selten und dann zumeist von den Damen benutzt: irgendwie will Mann ja auch mal fertig werden! Und schon findet sich das liebende Paar in die Duschkabine gezwängt unterm Brausekopf wieder. Wenigstens drängt sich dann niemandem die lästige Frage auf, wer von beiden auf dem Stöpsel des Ablaufs sitzt. #quietwordspascalmorche

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