QUIET WORDS

Alltags-Betrachtungen von Pascal Morché

Jahresfinale

Mit Andersschenkenden, Geburtstagsgrüßenden und dem griechischen Alphabet

Jahresfinale© Pixabay

Weihnachten:  In einem Gänsekalender ein Heldengedenktag. Aufrecht schnatternd vor dem Feind gefallen, in den Ofen. Weihnachten! Noch Anfang Dezember hatte die (vermutlich gutbezahlte) EU-Gleichstellungskommissarin Helena Dalli für Aufregung gesorgt. EU-Kommisionsbeamtin Dalli kümmert sich in Brüssel um „diskriminierungsfreie Sprache“ und schlug vor „aus Rücksicht auf Nicht-Christen“ das Wort „Weihnachten“ zu vermeiden und statt der biblischen Namen Maria und Josef künftig von Malika und Julio zu sprechen. So was aber auch! Für Gänse und Karpfen ist „Weihnachten“ nicht nur diskriminierend, sondern „Blutpumpe. Knochenmühle. Hölle“ (um mal ein paar wirkliche, das Leben per se diskriminierende Worte zu gebrauchen).

Über das wahre Fest als Warenfest ist soviel gesagt und geschrieben, da will sich ihr Kolumnist nicht groß anschließen. Sie kennen ja auch die Andersdenkenden, die immer sagen: Wir schenken uns nichts! Hand auf’s Herz, oder sonst wo hin: Die Andersschenkenden werden ihrer eigenen Parole stets untreu. "Naja, etwas  Kleines ..." geben sie kleinlaut bei. Feige! Ich finde, es ist nur ehrlich an sich selbst zu denken und klipp und klar zu formulieren: Schenk mir einen Porsche, du musst ihn auch nicht einpacken. Was an Weihnachten und Silvester aber auffällt: Es gibt tatsächlich Feiertage, die der Mensch sich gerade noch selbst merken kann.

Ihr Kolumnist hatte nämlich vor wenigen Tagen Geburtstag. Okay, das kommt bei jedem einmal im Jahr vor. Amüsant ist, dass immer gleich am Geburtstagsmorgen ein gewisser Menschenschlag gratuliert, bei dem ich sofort erkenne, dass sein Social Media Account via SmartPhone oder iPad oder PC ihn auf meinen Geburtstag aufmerksam gemacht hat. Sind das nun wirklich die Geburtstagsgrüße und Glückwünsche die von Herzen kommen? Wenn sie dem Aufploppen „Pascal hat heute Geburtstag, gleich gratulieren“ folgen? (Natürlich noch mit drei Textvorschlägen für die Gratulation plus themenbezogener Emojis wie Geschenkkarton. Kerze. Torte. Kleeblatt.) „Convenience Geburtstagswünsche“, nannte meine kluge Chefredakteurin und Beauty.at-Schöpferin diese Art der Geburtstagsgrüße.

Auf ins nächste Jahr! Ihr Kolumnist wünscht Ihnen und sich, dass es ein Gutes wird. Wahrscheinlich lernen wir alle noch ein paar Buchstaben des griechischen Alphabets dazu. Bei Omikron kann doch nicht Schluss sein? Denn bis Omega, da geht noch was. Corona wird wahrscheinlich erst vorbei sein, wenn wir auf griechisch Souvlaki und Tsatsiki buchstabieren können. Was auch passiert: verlieren Sie nicht die Lust am Leben! Irgendwie. Aber bleiben Sie dabei realistisch, denn Hyaluron kann auch keine Wunder vollbringen.
#pascalmorche

ÜBER DEN AUTOR

QUIET WORDS ist die gar nicht so stille Betrachtung des ultimativ Weiblichen, eine politisch unkorrekte Kolumne, deren Verfasser die Frauen kennt, sie liebend gerne beobachtet und seine Gedanken hier exklusiv niederschreibt.

Der bekannte Journalist Pascal Morché gilt als pointierter Autor, seine Kolumnen und Kommentare in führenden Tageszeitungen und Magazinen wie FAZ, SPIEGEL, die ZEIT und FOCUS zu Themen der Gesellschaft, Mode, Kunst und Kultur sind legendär. Seine "Lesungen der besonderen Art" haben Kultstatus. Seine Bücher "365 Tage Fashion" gelten als Bibel für Fashion Victims. 
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