QUIET WORDS

Betrachtungen des ultimativ Weiblichen

Autofrauen - Frauenautos

Unser Kolumnist widmet sich diesmal der Beziehung von Auto und Frau – und die ist wesentlich entspannter als jene Beziehung, die Männer zu ihren Autos haben.

Lancome© Lancome - HAPPINESS IS ON YOUR WAY

Nachdem die letzte Kolumne vom Busen handelte, wollte ich nun dieses Mal von der Faszination schreiben, die der Büstenhalter auf mich ausübt. Vor allem auch, warum ich bei dem Namen „Triumph“ nicht nur an Leni Riefenstahl oder die gute, klassische  Bonneville denke, sondern vor allem an aufregende BHs mit kleinen Schleifen zwischen den Körbchen und was das alles mit meiner Pubertät zu tun hatte.

Auf diesen, hoffentlich triumphalen Büstenhalter-Text müssen Sie aber noch eine Kolumne lang warten. Sie schaffen das! Meine Begründung: Gut’ Ding will Weile haben. Schließlich besteht ein BH ja auch aus zwei Körbchen. Und über zwei ist immer komplizierter zu schreiben als nur über eins. Ein Kolumnentext über BHs soll ja kein Text über BHs für Amazonen werden, für die eine Einkörbchen-Lösung passend wäre. (Diesmal haben Sie viel zu googeln, wenn Sie den Konnotationen und Assoziationen dieser Kolumne folgen wollen: Riefenstahl, Bonneville, Amazonen. Das ist eben der Mehrwert, den ich mit meinen Texten liefere.)

Also, liebe Leserin, diesmal geht es um Frauen und ihre Beziehung zu Autos. Sie wissen, ich liebe, verehre, vergöttere Frauen und - im Gegensatz zu den meisten meiner Geschlechtsgenossen - liebe und vergöttere ich Autos nicht. Dass Renault, der Hersteller des beliebten Frauenautos Twingo einmal Nagellack in der passenden Autofarbe als neckisches "giveaway" Frauen zum Neuwagen mit auf den Weg gab, können Sie in der Kolumne „Einfallspinsel“ nachlesen. Ja, das war eine recht sexistische Werbeidee von Renault, spielte sie doch auf die Ein- und Ausparkprobleme von Frauen und die dabei möglichen kleinen Lackschäden an. Es gab auch sofort mächtig Ärger für Renault in unserer politisch hochkorrekt-hysterischen Zeit.

Nein, blöde Witze über Frauen und Autos mache ich hier nicht. Diese Kolumne hat Niveau und dass Frauen Geisterfahrer für höflich, weil entgegenkommend halten, das ist, so glaube ich, ein bösartiges Gerücht. Ich bereise auch keine Länder, in denen Frauen das Autofahren verboten ist, denn dort hat man auch sonst wenig Spaß. Also: Frauen und Autos, das ist eine ganz eigene Liebesbeziehung. Frauen stellen an ihr Auto andere Ansprüche als wir Männer. Für Männer muß ein Auto schnell und kraftvoll sein; für Frauen hauptsächlich praktisch. Frauen denken, trotz aller Genderforschung und Abschaffung herkömmlicher Rollenverständnisse beim Kauf eines Autos zuerst an Einkauf, Kinder und Parkplatznot und fordern Platz statt Schick, Status und Stärke.

In einem typischen Frauenauto sieht es immer wie in der Handtasche einer Frau aus. Ja, das Auto ist ihre Handtasche auf vier Rädern: Es bietet Platz für ein gigantisches Sammelsurium überflüssiger Dinge, aber auch Platz für Bonbonpapier, leere Wasserflaschen, zusammengedrückte Handcremetuben, Einkaufsackerl, Kaugummis oder anarchistisch zerknüllte Strafzettel. Ich vermute: Am liebsten hätte eine Frau einen Abfalleimer unter ihrem Autositz. Dass Frauen, ganz im Gegensatz zu Männern, ihrem Auto gerne Namen geben, habe ich auch nie wirklich verstanden. Ich kannte eine Kripo-Beamtin, eigentlich eine nüchterne, rationale, mit dem Gebrauch der Schusswaffe durchaus vertraute Fiat-Spiderfahrerin. Sie erzählte mir immer, dass sie mit Luigi irgendwohin gefahren sei. Hm, ich brauchte lange, bis ich begriff, dass Luigi vier Räder und nicht zwei Beine hat. 

Ja, und dann sind da natürlich noch die Mütter unter den Automobilistinnen. Sie fahren keinen Spider. Kindersitze (immer voller Krümel in der Mulde) sind für sie von Bedeutung, denn alles, wirklich alles dreht sich ja in ihrer Welt um den lieben Timmi oder um die kleine Sophie und das gilt auch für das Design der Sonnenblenden (gerne Janosch mit Ente). Frauen ohne Kinder hingegen legen Wert darauf, dass der Rückspiegel gut beleuchtet und als Kosmetikspiegel genutzt werden kann. Wie viele Frauen doch glücklich über die Rotphase einer Ampel sind! Dann können sie zum Lippenstift greifen. Die Rotphase ist allerdings meist zu kurz und reicht gerade mal für den Lipliner. Und so freuen sie sich beim Anfahren im ersten Gang schon auf die nächste Rotphase, um auch noch für den Lippenstift Zeit zu haben.

Automarken sind Frauen übrigens meist wurscht, das ist zumindest meine Erfahrung.   Deshalb machen Opel, Ford und asiatische Kleinwagenbauer mit Frauen gute Geschäfte. Gibt eine Frau für ihr Auto jedoch Geld aus und ist sie devot veranlagt, so wird sie Mini fahren, um die Welt von unten zu sehen; investiert sie in ihr Auto lustvoll und ist dominant, so wählt sie Porsche oder AudiTT; aber wenn sie sich richtig unsozial mobilisiert (oder von ihrem gutverdienenden Ehegatten mobilisiert wird), dann fährt sie einen SUV und mit dem möglichst zum nächsten Bio-Supermarkt. Übrigens liegt Weiß als Autofarbe bei Frauen im Trend; aber das ist ja bei ihren Mobiltelefonen genauso; und wäre tiefenpsychologisch vielleicht als Sehnsucht nach Reinheit und Reinlichkeit zu verstehen.

Paradoxa erkennt ein Mann ohnehin höchst selten. Und wenn es um sein Auto geht, noch seltener: Deshalb hängt übrigens  in so manchem, an PS überbordendem Männergeschoss mit teuersten Felgen ganz  spießig ein lufterfrischender Wunderbaum am Rückspiegel. Denn Männer denken ja logisch: Wer anderen draußen die Luft verpestet, der will drinnen selbst frisch und frei atmen. Frauen haben selten einen Wunderbaum am Rückspiegel hängen; wahrscheinlich gerade deshalb: Weil so ein Baum hängt.

Das nächste Mal aber, liebe Leserin steht an dieser Stelle, warum es wirklich kein Triumph ist, auf der Autobahn 240 zu fahren , oder an einer Ampel schneller wegzukommen als die anderen Kombattanten im Straßenverkehr. Hier steht dann, dass Triumph etwas ganz anderes und vor allem etwas viel Schöneres ist. Für mich jedenfalls.

Pascal Morché

#pascalmorche

Pascal Morché

QUIET WORDS ist die gar nicht so stille Betrachtung des ultimativ Weiblichen, eine politisch unkorrekte Kolumne, deren Verfasser die Frauen kennt, sie liebend gerne beobachtet und seine Gedanken hier exklusiv niederschreibt.

Der bekannte Journalist Pascal Morché gilt als pointierter Autor, seine Kolumnen und Kommentare in führenden Tageszeitungen und Magazinen wie FAZ, SPIEGEL, die ZEIT und FOCUS zu Themen der Gesellschaft, Mode, Kunst und Kultur sind legendär. Seine "Lesungen der besonderen Art" haben Kultstatus. Seine Bücher "365 Tage Fashion" gelten als Bibel für Fashion Victims. 
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