Aedes de Venustas

Über gelebte Träume, Weihrauch und französische Hurenhäuser

"Mia san mia!" Damit erklärt Robert Gerstner, der seine bayrischen Wurzeln gar nicht verleugnen will,  daß es eigentlich nichts zu erklären gibt, wenn er nach dem Erfolgsgeheimnis von Aedes de Venustas gefragt wird. Die über-exklusive Boutique europäischen Zuschnittes in New Yorks Greenwich Village, welche er gemeinsam mit seinem Partner Karl Bradl gegründet und aufgebaut hat, erinnert an eine Zeitkapsel aus dem Paris zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts. Über die Liebe zu New York, seinen puristischen Wohnstil und den neuen Duft von Aedes de Venustas plauderte er mit  Helga Fiala-Haslberger.

Karl Bradl und Robert Gerstner


Sie und Ihr Partner stammen aus Deutschland. Was hat Sie nach New York verschlagen?

Karl und ich kommen aus einer ganz anderen Branche, die uns auch nach New York gebracht hat, weil das Unternehmen, bei dem wir beide beschäftigt waren, dort eine Niederlassung gründete. Leider lief das nicht ganz so erfolgreich, das Unternehmen entschloss sich zum Rückzug. Und wir wollten keinesfalls wieder nach Deutschland.

Aedes de Venustas - Die Boutique

Es war das Jahr 1994, und Karl war aufgefallen, daß es in den USA keinen Geschäftstyp gab, der exklusive Düfte und luxuriöse Kosmetikprodukte von Prestige-Marken verkaufte - in dem Sinne, wie wir das von europäischen Parfümerien kennen. Und da wir exklusive Düfte, feine Kosmetik und schöne Kerzen sehr lieben, hatten wir die Idee, das doch mal zu versuchen.

Wie sind Sie gestartet?

Na ja, es war alles ein Zufall, gar nicht so geplant und wir waren sehr blauäugig und naiv (lacht). Wir hatten keine Ahnung vom Verkauf, kein Hintergrundwissen zu den Produkten bzw. von dieser Branche. Das Geschäftslokal war bald gefunden, ein Kellerlokal - mehr konnten wir uns damals nicht leisten. Wir dekorierten es nach unseren Vorstellungen, gaben ihm einen für amerikanische Verhältnisse sehr obskuren Namen, den keiner aussprechen und sich schon gar nicht merken konnte, und dann legten wir los. Verrückt, wie die meisten damals meinten, denn wir machten das genaue Gegenteil von allen anderen. 

Floral gift wrap

Wie ist der Durchbruch gelungen?

Das Geschäft lief irgendwie, aber  noch nicht gut genug. Also hat Karl das "floral gift wrap" erfunden und es der Beauty Redakteurin von VOGUE vorgestellt, die es in wenigen Zeilen erwähnte. Wir verpacken unsere Produkte als Geschenk in exklusiven Kartons und und dekorieren diese mit frischen Blumen, die ja defacto die Basis der Düfte sind.

Naomi Campbell hat dies gelesen und unsere Boutique besucht, etwa ein Jahr nach unserer Geschäftseröffnung zur Weihnachtszeit. Sie freute sich, daß wir all die Marken führten, die sie sonst in den USA kaum bekommen konnte und bestellte damals bei uns die  Weihnachtsgeschenke für Giorgio Armani, Linda Evangelista, für Models, Fotografen etc. Auf diese Weise wurden wir mit einem Schlag in der Fashion Szene sehr bekannt.

Wie ging es weiter?

Chandler Burr, der Duftkritiker der New York Times, hat über Aedes de Venustas (zu deutsch Tempel der Schönheit) berichtet. Er nannte es ein "französisches Hurenhaus im Second Empire-Stil" (lacht). Das brachte viel Aufmerksamkeit.

Wie veränderte sich die Ausstattung Ihrer Boutique im Laufe der Jahre?

Gar nicht. Wir sind - als das Geschäft besser lief - drei Häuser weiter übersiedelt und haben alles beibehalten. Eigentlich stellen wir immer nur etwas dazu, ein schönes Möbelstück oder eine Vase. Die Austattung von Aedes de Venustas ist ja auch seine Identität, die wir keinesfalls verändern.

Wie wird aus einem Parfümeriebesitzer ein Parfumeur? Was hat Sie bewogen, sich selbst in diesem Metier zu versuchen?

Wir hatten unsere eigenen Vorstellungen von speziellen Duftkompositionen und zu diesem Zeitpunkt wurden uns auch keine neuen, interessanten Düfte angeboten. Da kam eines zum anderen und wir haben beschlossen, unser Konzept selbst umsetzen.

Copal Azur

Und in der Zwischenzeit haben wir sehr gute, freundschaftliche Kontakten zu den besten Parfümeuren, zu Herstellern von kostbaren Flakons und Kerzenmanufakturen aufgebaut, das ist natürlich sehr hilfreich.

COPAL AZUR ist ihr neuester Duft. Welche Geschichte steht dahinter?
Mein Partner Karl ließ sich in Mexico von der weihrauchgeschwängerte Luft inspirieren, als er entlang der Küste der Halbinsel Yucatán durch die in Richtung des Naturreservats Sian Ka’an radelte, was so viel heißt wie ‘Tor zum Himmel’.  Dazu der Duft der Landschaft, die Kiefern, das Grün des Urwaldes, das blaue Meer, ozeanische, salzige Noten - das wollten wir in Copal Azur zum Ausdruck bringen.

Auch der Flakon, der für Ihre Düfte verwendet wird, ist bemerkenswert?

Der Flakon bzw. das Design stammt aus dem Art déco. Karl hat es auf einem Flohmarkt in New York entdeckt und in einer französischen Glasmanufaktur anfertigen lassen. Besonders schön finde ich den Verschluss und die Verpackung ist eine Hommage an unsere Boutique.

Oeillet Bengale von Aedes de Venustas

Welches Business ist größer – der Umsatz Ihrer eigenen Düfte oder der Store Umsatz?

Wir machen mit unseren Düften, die in vielen Ländern verkauft werden, natürlich deutlich mehr Umsatz als mit unserer Boutique. Damit finanzieren wir klarerweise auch den Luxus, uns eigene  Düfte leisten zu können.

Würde es Sie reizen, einen weiteren Tempel der Schönheit zu eröffnen – in einer anderen Stadt, auf einem anderen Kontinent?

Diese Frage stellt sich nicht. Aedes de Venustas ist einzigartig und unsere Boutique kann nicht kopiert werden. Wir wollen uns offen gestanden auch dieses sehr aufwändige Geschäft kein weiteres Mal antun.

Die Ausstattung Ihrer Boutique ist sehr opulent – leben Sie auch privat diesen Stil?
Meine neue Wohnung ist sehr klar und puristisch - ein Stil, den ich sehr liebe und privat gerne lebe.

COPAL AZUR von Aedes de Venustas ist in Österreich exklusiv bei Stattgarten in Wien erhältlich.

Aedes de Venustas
9 Christopher Street
New York NY 10014
www.aedes.com

stattgarten.at

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