Chanel N° 5

Abenteuer für die Nase

Ein Parfum ist zunächst eine Inspiration, ein geistiges Bild, das der Parfumeur nach und nach umzusetzen versucht. Bei der Kreation N° 5 bezog sich Ernest Beau auf den Hohen Norden, zur Zeit der Mitternachtssonne, in der die Seen einen Duft von äu­ßerster Frische abgeben. Sicher ist, dass er - ganz im Gegensatz zu den einblumigen Parfums seiner Zeit - eine Geruchsarchitektur ohne einen Bezug zu einem dominieren­den natürlichen Bestandteil aufbaute, um dem Wunsch von Gabrielle Chanel nachzu­kommen.

Chanel N° 5

Jacques Polge, die derzeitige Nase von CHANEL, unterstreicht wiederum den ab­strakten Charakter von N° 5 und das originelle Duftvokabular, das es eingeführt hat. "Die anderen Parfums wären ohne dieses nicht genau die gleichen," sagt er. Zum Zeit­punkt seiner Schöpfung war die Parfümerie ein Handwerk. Heutzutage ist es eine rich­tige Industrie, und wenige Parfums haben sich dieser Wandlung widersetzt.

Aldehyde - das Ende der vorgegebenen Ideen

N° 5 verdankt einen Teil seiner Originalität dem Wagemut, den Ernest Beaux bei dem Anteil der Aldehyde als Synthesebestandteile bewiesen hat. "Die wirklichen Schöpfun­gen gehen über die Vernunft hinaus", kommentiert Jacques Polge.

Die Synthesebestandteile sind keineswegs Ersatz für natürliche Rohstoffe. Es sind im Gegenteil Moleküle, die zu den kleinsten Bestandteilen der natürlichen Duftstoffe gehö­ren, welche die organische Chemie isolieren und wieder anders zusammensetzen kann. Heute ist man in der Lage, mehr als 80 Duftmoleküle in der Rose und 200 im Jasmin zu identifizieren. Im Verlauf der Jahre hat sich damit die Palette der Parfu­meure beträchtlich erweitert.

Die Aldehyde spielen eine wichtige Rolle, weil sie den Duftkompositionen Kraft verlei­hen. Sie werden mit einer Nummer klassifiziert wie C9, das sich in der Rose findet, C10 in der Orangenessenz, C11 usw.

N° 5 war das erste Parfum, bei dem so viele davon eingesetzt wurden, dass ihm auf Anhieb ein innovativer Duft und ein abstrakter Charakter verliehen wurde. Will man sich einer groben Analogie bedienen, könnte man sagen, daß sie im N° 5 die gleiche Rolle spielen wie ein Tropfen Zitrone, der den Geschmack von Erdbeeren verfeinert: Sie beflügeln die anderen Bestandteile.

Drei kostbare Blüten für eine einzigartige Harmonie

Die Aldehyde verstärken und abstrahieren die vollkommene Harmonie von drei selte­nen Blumen, die das Herz von N° 5 bilden.

Ylang-Ylang von den Komoren. Diese Blüte eines exotischen Baumes besitzt eine sehr breite Geruchspalette. Ihr komplexer Duft ist für sich schon ein Parfum, gleichzei­tig blumig, würzig und sinnlich. Sie bringt sehr viel Wärme und Gefühl in die Komposi­tion. Einige Akzente sind dem Jasmin sehr nah.

Jasmin aus Grasse . Als natürliche Fortsetzung des Ylang-Ylang ist sein Duft gleich­zeitig blumig und fruchtig, kraftvoll und besonders sinnlich. Der Jasmin aus Grasse ist der gehaltvollste und intensivste, er gilt daher als Maßstab für alle in der Parfümerie eingesetzten Jasminarten.

Mairose. Durch Extraktion mit flüchtigen Lösungsmitteln gewonnen, hat die Mairose­nessenz verwirrende und undefinierbare Akzente. CHANEL wählt  wegen ihres Duf­treichtums ausschließlich die Rose aus Grasse. Die Verbindung mit Rosenessenz ver­leiht dem Parfum No. 5 seinen Ausdruck von strahlendem, sinnlichem Charme, seine intensive Verführungskunst.

Jacques Polge vergleicht N° 5 mit einer "Duftsymphonie, die von einem großen Or­chester gespielt wird, mit Ylang-Ylang an der Orgel, Jasmin an der Violine und Rose am Klavier."

Von den anderen Bestandteilen der blumigen Harmonie von N° 5 kann man die Oran­genblüte, Ausdruck höchster Reinheit, und Neroli, eine aus der Bitterorange gewon­nene Essenz, die sich durch einen lieblichen Duft auszeichnet, nennen.

Eine tiefe holzige Basis

Die Vanille ist als solche im N° 5 nicht wahrnehmbar, sie ist aber Teil des Sortiments des Parfümeurs, mit dem er Haltbarkeit und Charme erzeugt. Vetiver ergibt im Rohzu­stand feurige, harzige Noten. Der von CHANEL eingesetzte Bestandteil ist eine ge­schickt aus der natürlichen Essenz transformierte und gereinigte Abwandlung, welche den Duft viel abstrakter und kostbarer macht.

Sandelholz verleiht einen warmen und samtigen Duft, der mit seiner Raffinesse genau wie Vetiver Charakter verleiht.

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